Erlangen sagt Ja zur Stadt-Umland-Bahn
Die Bürgerinnen Erlangens haben gesprochen: Mit einer Mehrheit von 52,4% stimmten sie beim Bürgerentscheid am 9. Juni für den Bau der Stadt-Umland-Bahn (StUB). Dieses Ergebnis, parallel zur Europawahl erzielt, markiert einen historischen Moment für die Stadt und die Region. Zum zweiten Mal haben die Erlangerinnen ihre Unterstützung für dieses zukunftsweisende Verkehrsprojekt bekräftigt. Der BUND Naturschutz begrüßt dieses Votum und sieht darin ein ermutigendes Zeichen für den Kampf um eine Verkehrswende und für den Klimaschutz.
Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN, dankt der Mehrheit der Erlangerinnen und Erlanger für ihre Standhaftigkeit: "Trotz der massiven Fehlbewertungen über die angeblich negativen Folgen einer Stadt-Umlandbahn durch die Gegnerinnen und Gegner, haben die Bürgerinnen und Bürger die StUB aufs Gleis gesetzt."
Rainer Hartmann, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Erlangen und Sprecher der Initiative WIR PRO StUB, betont die Bedeutung des Bürgerentscheids: "Es war ein Kraftakt, aber die Vernunft hat sich durchgesetzt. Nun erwarten wir vom bayrischen Verkehrsminister Christian Bernreiter, dass die Planungen des Zweckverbandes für die Führung der StUB auf der B4 beim NSG Brucker Lache auch durch die Rückstufung der bisherigen Bundesstraße zur Ortsstraße unterstützt werden."
Die Stadt-Umland-Bahn soll eine Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn durch die Erlanger Innenstadt bis zum Bahnhof und weiter nach Herzogenaurach darstellen. Sie soll dazu beitragen, dass Menschen zuverlässig in Erlangen und zwischen den drei Städten unterwegs sein können.
Die Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn wird eine direkte Anbindung der Friedrich-Alexander-Universität und der größten Unternehmen in der Region, wie Siemens AG, Siemens Energy, adidas, Puma und Schaeffler ermöglichen. Die StUB wird zudem das gesamte Busnetz verbessern und die Innenstadt von Erlangen vom Busverkehr entlasten.
Der Bau der StUB ist in Abschnitten ab 2028 geplant, um lokale Beeinträchtigungen zu reduzieren. Die Inbetriebnahme ist ab 2031 vorgesehen, die Fertigstellung soll 2034 erfolgen. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf über 500 Millionen Euro, wovon 90% vom Bund und vom Land getragen werden. Für Erlangen entstehen somit Kosten von 82 Millionen Euro.
Der Wahlkampf des BUND Naturschutz mit der Initiative "WIR PRO StUB" war geprägt von Engagement und kreativen Aktionen wie Infoständen in der Fußgängerzone und während der Bergkirchweih. Das Motto "Ciao Stau" unterstrich die Botschaft eines schnelleren und attraktiveren Nahverkehrs. Die umfangreiche Informationskampagne, einschließlich der Verteilung von Flyern an alle Haushalte, hat maßgeblich zum positiven Abstimmungsergebnis beigetragen.
BUND Naturschutz sagt klar „Ja“ zur Stadt-Umland-Bahn!
Zum zweiten Mal wird das Projekt Stadt-Umland-Bahn (StUB) in Erlangen Thema eines Bürgerentscheides sein. Am 9.6.2024, parallel zur Europawahl, sollen die Bürger*innen Erlangens abstimmen, ob sie die StUB wollen. Der BUND Naturschutz setzt sich seit 1989 für den Bau einer Stadt-Umland-Bahn als umwelt- und klimafreundlichem Verkehrsmittel ein.
Am Erlanger Langemarckplatz, wo der mögliche Ostast auf die derzeit geplante Trasse der StUB treffen würde, stellte der BUND Naturschutz heute seine Position zur Planung und auch zu den Themen B4-Rückstufung und Wiesengrundquerung vor.
Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN: „Für den BUND Naturschutz stellt die Stadt-Umland-Bahn das zweifellos umweltfreundlichste Verkehrsmittel neben Zu-Fuß-gehen und Radeln dar. In der Abwägung mit einem ‚Weiter so‘, dem klima-, natur- und landschaftsschädlichen KFZ-Verkehr und einem Ausbau der Straßenverkehrsinfrastruktur ist die StUB das deutlich klimafreundlichere Verkehrsmittel und die Herstellung der dafür nötigen Infrastruktur die natur- und landschaftsschonendere Maßnahme.“
Der BN begrüßt die klaren Positionen des Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und des Innenministers Joachim Herrmann, die sich für das Straßenbahnprojekt aussprechen. „Das ist ja nicht immer so, dass wir in Verkehrsfragen mit der Staatsregierung einer Meinung sind“, so Mergner. „Bei der Frage der StUB-Führung auf der B4 bei der Brucker Lache sind wir zuversichtlich, dass der zuständige Verkehrsminister Christian Bernreiter den Gutachten folgen wird und die waldschonende Lösung befürwortet.“
Zur vom BN favorisierten Streckenführung erklärt der 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Erlangen, Dr. Rainer Hartmann: „Ich bin stolz darauf, dass wir es als Verband geschafft haben, die verschiedenen Möglichkeiten der Streckenführung sachlich und fachlich zu diskutieren. Unter den gegebenen Umständen wurde die beste und umsetzbare Lösung gefunden. An der Lösung war der BN intensiv beteiligt.
Schicksalswahl für Klima, Natur und Demokratie
Nun entscheidet sich endgültig, ob die Nürnberger Straßenbahn auch in Erlangen fahren wird. 2016 stimmten beim Bürgerentscheid über 60% dafür, dass der Zweckverband die Planungen der Verlängerung der Straßenbahn nach Herzogenaurach aufnehmen darf. Diese sind nun auf der metergenauen Planung angekommen und sollen ab dem kommenden Jahr abschnittsweise in die Planfeststellung gehen. Der Baubeginn wird für 2028 angestrebt, sofern beim anstehenden Ratsbegehren am 9. Juni mehrheitlich für die Stadt- Umland-Bahn gestimmt wird.
Worüber wird abgestimmt?
Der Erlanger Stadtrat ermöglicht den Erlanger Bürgerinnen und Bürgern am 9. Juni im Rahmen der Europawahl eine Abstimmung über die Zukunft der Stadt-Umland-Bahn. Die Entscheidung liegt bei den Einwohnerinnen und Einwohnern, ob die Stadt-Umland-Bahn als Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn über Erlangen nach Herzogenaurach gebaut werden soll. Mit einem Ja stimmt man also für den Bau der Straßenbahn. Durch die Festlegung der Trassenführung mit der Auswahl der Regnitzquerung sind nun alle notwendigen Entscheidungen getroffen worden.
Zusätzlich zu diesen positiven Entwicklungen haben sich auch die Förder-Richtlinien vorteilhaft geändert, wodurch sich der Eigenanteil für die Stadt Erlangen im Vergleich zu früheren Prognosen reduziert. Die Abstimmung entscheidet über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs in Erlangen.
Kommen Sie zur Wahl und nutzen Sie diese Gelegenheit, um Ihre Meinung zum Bau der Stadt-Umland-Bahn kundzutun! Erlangen braucht ein klares Signal für den Bau der Stadt-Umland-Bahn.
Warum wird eine Straßenbahn überhaupt benötigt?
Im Binnenverkehr in Erlangen wird etwa ein Drittel der Fahrten mit dem Fahrrad zurückgelegt, während fast die Hälfte der Fahrten mit dem motorisierten Individualverkehr erfolgt. Dieser Anteil muss in Zukunft drastisch reduziert werden, um mehr Platz für andere Verkehrsmittel zu schaffen.
Jede Autofahrt erfordert auch einen Parkplatz, was Flächen beansprucht, die anderweitig dringend benötigt werden. Im Pendler:innen-Verkehr ist die Dominanz von Kraftfahrzeugen noch größer und hat sich in den letzten 50 Jahren nahezu verdreifacht. Hier setzt die Stadt-Umland-Bahn an und verbindet Wohnraum und Arbeitsplätze über die Stadtgrenzen hinweg. Die Standorte der Universität werden miteinander verbunden, aber auch Großunternehmen wie Adidas, Puma und Siemens liegen entlang der geplanten Strecke. Schulen, Verwaltungseinrichtungen und Einkaufszentren werden ebenfalls angebunden.
Welche Vorteile bietet die Schiene?
Eine einzige Straßenbahn bietet Platz für über 200 Personen und kann etwa drei Busse ersetzen. Sie ermöglicht einen barrierefreien Einstieg für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren und ermöglicht dank vieler Türen kurze Ein- und Ausstiegszeiten. Die schnelle Beschleunigung führt zu kürzeren Fahrzeiten und einer ruhigeren Fahrt. Dank der Oberleitung wird die Straßenbahn mit 100% Ökostrom versorgt, ohne auf Batterien oder Ladezeiten angewiesen zu sein. Zudem sind Straßenbahnen deutlich langlebiger als Busse und können Jahrzehnte im Einsatz bleiben. Entlang der geplanten Strecke reichen die Kapazitäten der Haltestellen nicht mehr aus, um den gleichzeitig haltenden Bussen gerecht zu werden. Eine längere spurgeführte Bussystemlösung würde einen großflächigen Umbau der Infrastruktur erfordern, was sowohl Platz als auch Investitionsmittel erheblich beanspruchen würde – mehr als bei einer Straßenbahn.
Warum müssen wir jetzt investieren?
Der Planungsaufwand für eine Straßenbahn ist tatsächlich beträchtlich, jedoch liegt dies nicht an den Gleisen oder der Oberleitung. Die Stadt-Umland- Bahn soll größtenteils über einen separaten Gleiskörper verfügen, um Staus zu vermeiden. Dafür werden an vielen Stellen Flächen für den motorisierten Individualverkehr zurückgebaut. Gemäß den aktuellen Plänen soll die B4 zu einer Kreisstraße herabgestuft werden, um die beiden westlichen Fahrspuren in ein Rasengleis umzuwandeln. Im weiteren Verlauf ist geplant, den südlichen Abschnitt der Nürnberger Straße für den Individualverkehr zu sperren (Schwerpunkt 3). Dies ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer lebenswerteren Stadt mit mehr Grünflächen und weniger Verkehrsaufkommen, erfordert jedoch erhebliche Planungs- und Investitionskosten. Glücklicherweise wird der Großteil dieser Kosten von Bund und Freistaat mit über 80% gefördert. Somit entfallen auf die Stadt Erlangen nur etwa 80 Millionen Euro Eigenanteil, was etwa 600 Euro pro Einwohner:in bzw. Arbeitsplatz entspricht.
Welchen Einfluss hat die StUB auf den Verkehr?
Es ist korrekt, dass zur Einhaltung des 1,5-Grad- Ziels eine drastische Reduzierung des Individualverkehrs erforderlich ist. Es stimmt auch, dass die Stadt-Umland-Bahn nicht mehr rechtzeitig kommt, um das Restbudget bis zur Inbetriebnahme im Jahr 2031 zu berücksichtigen. Dies wurde ausführlich auf einer Podiumsdiskussion der BN- Kreisgruppe diskutiert. Auch nach dem Ausschöpfen des CO2-Restbudgets wird weiterhin Verkehr stattfinden. Daher ist es wichtig, diesen so umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Die Einführung der Stadt-Umland-Bahn trägt dazu bei und ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Die Trassenplanung der Stadt-Umland-Bahn sieht zahlreiche Maßnahmen vor, um den Individualverkehr zu reduzieren. Dazu gehört unter anderem die Sperrung der Henkestraße an den Arcaden. Durch die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene kann der Bedarf an zusätzlichem Straßenraum vermieden werden. Eine Straßenbahn ist ein massentaugliches und vollelektrisches Verkehrsmittel, das für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich ist. Zur Straßenbahn gibt es keine realistische vergleichbare Alternative.
Wie viele Bäume müssen gefällt werden?
Bei der Planung der Trasse für die Stadt-Umland-Bahn wird in vielen Bereichen Rücksicht auf den Baumbestand genommen. In der Nürnberger Straße könnte sich die Situation für die Eichenallee sogar durch ein Rasengleis im Vergleich zur bisherigen Asphaltfahrbahn verbessern. An den Stellen, wo die Straßenbahn auf der Fahrbahn verläuft und Oberleitungen benötigt werden, kann es zu Rückschnitten kommen, aber ohne massive Eingriffe in den Bestand.
Für die geplante Haltestelle am Langemarkplatz sind Baumfällungen erforderlich, da die Schiene für notwendige Kurvenradien auf dem Platz neben der Fahrbahn verlaufen soll. Die Umgestaltung des Platzes vor den Arcaden (Schwerpunkt 2) mit der geplanten Sperrung für den motorisierten Individualverkehr bietet Möglichkeiten für eine Neugestaltung mit einem höheren Grünanteil.
Es ist von elementarer Bedeutung, dass die B4 stadtauswärts in Richtung Tennenlohe zur Kreisstraße
herabgestuft wird (Schwerpunkt 4 in der Karte) und dass die beiden westlichen Fahrspuren genutzt werden können. Andernfalls müsste der Gleiskörper durch den Bannwald der Brucker Lache verlaufen. Der aktuelle Stand der Planungen sieht vielversprechend aus, aber nun ist es wichtig, dass auf allen politischen Ebenen ein politischer Wille zur Umsetzung besteht. Im Erlanger Stadtrat gab es hierzu schon einen positiven Beschluss und auch das Staatliche Bauamt signalisierte Umsetzungsbereitschaft, zumal die Gesetzeslage eine Herabstufung bei fehlender überregionaler Bedeutung vorschreibt. Diese ist durch den massiven Ausbau des Autobahnkreuzes Fürth-Erlangen nicht mehr gegeben.
Warum ist die zusätzliche Regnitz-Talquerung notwendig?
Die Forderung des BUND Naturschutz nach der Büchenbacher Spange wurde mit Nachdruck vorangetrieben, da die ursprüngliche Route über den Büchenbacher Damm aufgrund längerer Fahrzeiten nicht förderfähig war. Durch eine direkte Trassenführung nach Herzogenaurach ohne den Umweg über Büchenbach und veränderte Förderrichtlinien wurde nun eine Route ohne zusätzlichen Talübergang möglich.
Bei einer detaillierten Prüfung der erforderlichen Ingenieurbauwerke stellte der Zweckverband jedoch erhebliche technische Probleme fest. Besonders problematisch ist die Unterquerung der Autobahn A73. Neben der Absenkung der Fahrbahn auf der Paul-Gossen-Straße müsste die gesamte Kreuzungsanlage umgebaut werden.
Dies würde zu verkürzten Staubereichen an den Ampeln führen und die Leistungsfähigkeit der Autobahnabfahrten beeinträchtigen. Eine Zustimmung seitens der Autobahn GmbH ist unter diesen Umständen ausgeschlossen, weshalb eine Neuplanung aller Anbindungen an die Autobahn erforderlich wäre. Natürlich wäre eine Verkehrsverlagerung von Autobahn auf Straßenbahn im Sinne der Verkehrswende sinnvoll. Sie kann jedoch nach unserer Gesetzgebung nicht durch Kapazitätsreduzierungen erzwungen werden. Unter diesen Umständen halten wir die Wöhrmühlquerung für eine vertretbare Lösung, da alle zusätzlichen Alternativtrassen eine Umsetzung vor 2050 unrealistisch erscheinen lassen.
Welchen Einfluss hat die Wöhrmühlquerung auf den Natur- und Artenschutz?
Das Naturschutzgebiet Seelöcher (Schwerpunkt 1) ist besonders sensibel, und bei der Trassenplanung wurde ein größerer Verschwenk berücksichtigt, um ausreichend Abstand zu gewährleisten. Obwohl dies zu einer Verlängerung der Brückenlänge führt, wird dadurch eine Beeinträchtigung des weiter südlich gelegenen Auwaldes vermieden. Die Radwege sollen größtenteils gebündelt unter der Brücke verlaufen, um bisher zerschnittene Wiesenflächen wieder miteinander zu verbinden. Es ist unvermeidbar, dass Baumaßnahmen Auswirkungen haben werden. Jedoch können durch eine gute Planung die vorübergehenden Eingriffe minimiert werden. Durch die enge Einbindung der Umweltverbände in den Planungsprozess erwarten wir, dass unsere Empfehlungen auch hier Berücksichtigung finden.
WIR PRO StUB - Der Mensch im Vordergrund
Die BUND Naturschutz Kreisgruppe Erlangen ist Teil der Initiative WIR PRO StUB. Gemeinsam mit Unternehmen, Parteien und ganz unterschiedlichen Vereinen und Verbänden werben wir gemeinsam für die Stadt-Umland-Bahn und für ein JA am 9. Juni 2024 beim Bürgerentscheid.
Die Kampagne stellt den Menschen in den Vordergrund. Ganz unterschiedliche Menschen aus Erlangen und der Umgebung zeigen, welchen Nutzen ihnen die Verlängerung der Nürnberger Straßenbahn über Erlangen nach Herzogenaurach bringt. Vom Bauernhof im Knoblauchsland, über zahlreiche Studierende bis hin zu den führenden Köpfen bei Siemens werden viele Interessen und Bedürfnisse vorgestellt. Ganz dem Motto "Eine StUB für alle" ist die StUB ein wichtiges Umwelt- und Sozialprojekt. Die Straßenbahn kann von allen, unabhängig von Alter, Einkommen oder körperlicher Fitness benutzt werden.
Weitere Informationen finden sich unter www.WIR-PRO-StUB.de. Dort findet sich auch eine interaktive Steckenkarte zum Erleben der StUB auf dem Rechner oder dem Smartphone.
Veränderungen im Wiesengrund
Wie wird sich der Erlanger Wiesengrund durch die Stadt-Umland-Bahn verändern? Gegner:innen der StUB sprechen von einer Zerschneidung oder gar Zerstörung. Fakt ist, der Wiesengrund wird schon jetzt von zahlreichen Wegeverbindungen beansprucht: Büchenbacher, Dechsendorfer und Herzogenauracher Damm sowie die Autobahn drei queren und längs liegen A73, Thalermühlstraße,... Es gibt Stromtrassen, Radwege und Wege für die Landwirtschaft. Reine Fußwege sowie Freizeitanlagen und landwirtschaftliche Nutzung tragen außerdem dazu bei, dass man im Landschaftsschutzgebiet Regnitztal aktuell keine unberührte Natur vorfindet.
Die Biotopkartierungen (Stand 2009 bis 2011 auf Bayernatlas öffentlich einsehbar, der noch nicht veröffentlichte Stand 2020 weicht davon nur geringfügig ab) weisen im Regnitzgrund rund um die geplante Trasse der Stadt-Umland-Bahn einige Biotope aus. Diese sollen im Weiteren genauer betrachtet werden.
- Auwälder WA91E0*
Fließgewässerbegleitende Erlen- und Eschenauwälder sowie quellige, durchsickerte Wälder in Tälern oder an Hangfüßen. In der planaren bis kollinen Stufe mit Schwarz-Erle, in höheren Lagen auch Grauerlenauenwälder. Ferner sind die Weichholzauen (Salicion albae) an regelmäßig und oft länger überfluteten Flussufern eingeschlossen. Gesetzlicher Schutz nach BNatSchG §30 bzw. BayNatSchG Art. 23 - Artenreiche Flachlandwiesen GU651E/L
Zum Biotoptyp gehören die arten- und blütenreichen, weitgehend extensiv genutzten Mähwiesen des Arrhenatherion-Verbandes, die die Bedingungen des §30-Schlüssels erfüllen. Gesetzlicher Schutz nach BNatSchG §30 bzw. BayNatSchG Art. 23 - Sonstiges Extensivgrünland GX00BK
Unter dem Biotoptyp werden Weiden oder Wiesen auf relativ mageren, frischen bis mäßig trockenen bzw. wechseltrockenen bis wechselfeuchten Standorten kartiert, die die Kriterien des §30-Schlüssels für gesetzlich geschütztes Grünland nicht erfüllen. Das Grünland ist durch regelmäßige, aber nicht zu intensive Nutzung geprägt und wird nicht oder nur wenig gedüngt. Die Bestände setzen sich überwiegend aus Arten zusammen, die für Standorte mit mittlerer bis geringer Nährstoffversorgung typisch sind.
Entsprechend der Biotopkartierungen werden mehrere Gebiete mit artenreichen Flachland-Mähwiesen durch die Brücke zerschnitten. Eine Betrachtung, wieweit eine Brücke das darunterliegende Gebiet verändert, erübrigt sich dahingehend, dass darunter der Radschnellweg geführt werden soll. Dadurch wird diese Fläche zwangsläufig versiegelt werden.
Diese Biotope sind nach §30 BNatSchG geschützt. Darin heißt es wörtlich:
(1) Bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben, werden gesetzlich geschützt (allgemeiner Grundsatz).
(2) Handlungen, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung folgender Biotope führen können, sind verboten (...)
(3) Von den Verboten des Absatzes 2 kann auf Antrag eine Ausnahme zugelassen werden, wenn die Beeinträchtigungen ausgeglichen werden können.
Dies bedeutet, dass die Eingriffe durch die Baumaßnahmen ausgeglichen werden müssen. Ausgleichsmaßnahmen leiden in der Regel an zwei Einschränkungen:
- sie sind nicht gleichwertig
- sie erfolgen nicht lokal
Die Gleichwertigkeit leidet oft darunter, dass zwar in der Anzahl gleichwertig ersetzt wird, aber oft Jahrzehnte vergehen, bis die Qualität gleichzusetzen ist. Hier sei erwähnt, dass die Naturschutzverbände bereits in den frühzeitigen Planungen eingebunden wurden. Daher ist davon auszugehen, dass auch bei der Gestaltung der Ausgleichsmaßnahmen eine enge Einbindung stattfinden wird.
Außerdem werden Ausgleichsmaßnahmen oft in anderen Gebieten, teilweise sogar Landkreisen, durchgeführt. Dadurch ist es insbesondere den betroffenen Tierarten nicht möglich, umzusiedeln. Aber auch das Mikroklima und allgmemein die Qualität leiden dann durch die kleinere Ausdehnung.
Die Biotope sind aktuell bereits durch die Radwege im Wiesengrund teilweise zerschnitten. Durch die Neuordnung der Radwege ist eine Bündelung möglich. Die Karte zeigt violett hinterlegt, welche Radwege dadurch wegfallen würden. Insbesondere im Osten ergeben sich dadurch zusammenhängende Biotope. Es ist zu berücksichtigen, dass es sich bei den Plänen der Stadt Erlangen erst um einen Entwurf handelt und weitere Optimierungen durchaus noch möglich sein könnten.
Durch die Optimierung der Streckenführung im Bereich der Seelöcher (nach §30 BNatSchG geschützer Auwald) konnte der Abstand erhöht werden. Daher sind die Auswirkungen auf diese hochwertigen Flächen als eher gering anzusehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt werden die Auswirkungen durch Bautätigkeiten sein. Hier ist durch die Auflagen des Raumordnungsverfahrens gefordert, diese so gering wie möglich zu halten. Daher treten hier finanzielle und zeitliche Aspekte gegenüber dem Naturschutz in den Hintergrund. Auch hier erwarten wir eine enge Einbindung der Naturschutzverbände als beratende Gremien. Es gibt bereits zahlreiche Vorschläge für eine Minimierung der Eingriffe sodass wir uns bei deren Umsetzung viel Optimierungspotential erwarten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bereits viele Belange des Natur- und Artenschutzes in den Planungen berücksichtigt wurden. An beiden Enden der Talquerung wurden die Eingriffe in den Auwald durch Trassenverschiebungen erheblich verringert. Beim Grünland steckt viel Potential in der Neuordnung der Radwege und einer Optimierung der Baustellenplanung. Da die Naturschutzverbände bereits in der Vergangenheit von Beginn an eingebunden waren, ist hier auch weiterhin mit einer fruchbaren Berater- und Überwachungsrolle zu rechnen.
Fakten zur Stadt-Umland-Bahn
26km Streckenlänge mit 19 Haltestellen in Erlangen, 5-Minuten-Takt zu Stoßzeiten und 10-Minuten-Takt tagsüber
Für mehr als 46.000 Fahrgäste pro Tag mit Geschwindigkeit außerorts bis zu 70 km/h
70 Sitz- und 140 Stehplätze mit stufenlosem Ein- und Ausstieg
Betriebskosten für Erlangen etwa 10 Euro pro Einwohner:in pro Jahr
Invest-Anteil der Stadt Erlangen 82 Mio. Euro. Übernahme der übrigen Kosten durch Bund und Land
Verlagerung von Busverkehr und Rettungsfahrzeugen auf die neue Wöhrmühl-Brücke, weniger Stau auf dem Dechsendorfer/ Büchenbacher/Herzogenauracher Damm
Geschichte der Stadt-Umland-Bahn
Das Projekt Stadt-Umland-Bahn ist ein Kind des BN. Nachdem die neu gegründete BN-Kreisgruppe Erlangen in den 1970er Jahren einen geplanten Straßenbau durch die Brucker Lache nach Eltersdorf verhindert hatte, wurde über die Möglichkeiten zur Verkehrsentlastung der Stadt diskutiert. Die ersten Ideen für eine Stadt-Umlandbahn stammen vom BN Erlangen, der ab 1987 im Rahmen einer ABM von Stefan Kinsky eine Machbarkeitsanalyse erstellen ließ. Als die Studie im Februar 1989 vorgestellt wurde, nahm die öffentliche Debatte Fahrt auf.
Es waren und sind Abwehrkämpfe gegen flächenfressende und waldzerstörende Straßenbauvorhaben, die den BN auf die StUB und die Erweiterung durch den sog. Ost-Ast setzen lässt: Sie ist die Alternative zur Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher durch den Sebalder Reichswald. Sie ist die Alternative zur geplanten Westumfahrung Neunkirchen am Brand, die extrem viel Fläche verschlingen würde und wo die BN-Kreisgruppe Forchheim und die Ortsgruppe Neunkirchen a. Br. und Umgebung seit vielen Jahren zusammen mit einer BI, Landwirten und dem BBV dagegen protestieren. Bislang erfolgreich. Aktuell kämpft die Kreisgruppe Forchheim und die Ortsgruppe Dormitz gemeinsam mit Landwirten und einer BI gegen die geplante Umfahrung Dormitz und den damit verbundenen riesigen Flächenfraß. Als Alternative zu den genannten Straßenbauprojekten hat der BN immer die StUB, hier den Ostast der StUB gefordert. Sie wäre die moderne Neuauflage der 1963 stillgelegten SeKu, der sog. Sekundärbahn Erlangen-Eschenau.