Unter diesem Motto fand am 28.03.2023 unsere Veranstaltung zur CO2-Bilanzierung der Stadt-Umland-Bahn statt. Initiiert wurde sie durch einen Antrag der Wiesengrundfreunde auf unserer Jahreshauptversammlung. Ziel war es, die Methodik der CO2-Bilanzierung näher zu betrachten und ihre Einordnung zu diskutieren.
Unserer Einladung in die voll besetzte Kellerbühne des E-Werks folgten fast 150 Personen. Die Moderation übernahm Lucas Fassnacht. Der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn war durch Mandy Guttzeit auf dem Podium vertreten. Sie zeigte zu Beginn mit einer kurzen Präsentation den aktuellen Stand der CO2-Bilanzierung sowie den weiteren zeitlichen Verlauf. Für eine wirklich belastbare Rechnung sind detaillierte Pläne notwendig. Diese liegen erst mit Einleitung des Planfeststellungsverfahrens vor. Damit ist aber erst 2026 zu rechnen, wobei weitere Verzögerungen durch alternative Trassenvarianten (Büchenbacher Spange o.Ä) den Zeitplan durchaus noch verzögern können. Erste Hochrechnungen sind aber durchaus positiv. So wird mit einer Amortisation deutlich unter 20 Jahren gerechnet.
Dr. Ulrich Rückert von IntraPlan erläuterte anschließend die Methodik der Bilanzierung. Für die Gebäudebewertung gibt es schon länger Normen zur Berechnung. Da die StUB das erste Straßenbahnprojekt ist, für das eine CO2-Bilanz berechnet wird, betritt man hier Neuland. Hierfür sind einige Anpassungen notwendig. Man liegt hier aber ziemlich nahe an der standardisierten Bewertung. Daher wird auch der aktuelle Strommix anstelle von Ökostrom angenommen. Da die StUB aber mit Ökostrom betrieben wird, fallen in der Praxis keine CO2-Emissionen für Kohlestrom an.
Sabine Bock, Umweltreferentin der Stadt Erlangen, ordnete die StUB in den Fahrplan Klimaaufbruch der Stadt ein. Alleine durch die StUB können 3% des Verkehrs des MIV verlagert werden. Für die Klimaneutralität nach BISKO sind aber noch weit mehr Einsparungen notwendig. Die StUB ist daher ein sehr großer Baustein, wirkt aber nur zusammen mit erheblichen Reduzierungen im Verkehrssektor. Da die Nürnberger Straße teilweise für den MIV gesperrt werden soll, sind aber sicher noch weitere Lenkungseffekte zu erwarten.
In der anschließenden Diskussion gab Dr. Sebastian Rieckeheer (Wiesengrundfreunde) zu bedenken, dass die StUB zu spät kommt und ihre Wirkung deutlich überschätzt wird. 3% Einsparung sind weit entfernt von den benötigten 75%, um in Erlangen das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Außerdem müsse dieses schon 2030 erreicht sein. Zu diesem Zeitpunkt werden aber die ersten Gleise verlegt sein. Es dauert also bis etwa 2050 bevor durch die StUB nennenswerte Einsparungen erzielt werden. Davor sorgt sie sogar erstmal für zusätzliche CO2-Emissionen für den Bau der Infrastruktur. Daher sollte aus Sicht der Wiesengrundfreunde lieber alle Kraft in Sofortmaßnahmen fließen.
Moderator Lucas Fassnacht betonte am Ende, dass trotz der teilweise kontroversen Standpunkte eigentlich alle ziemlich nahe beieinander liegen. Hauptaufgabe wird daher sein, den übrigen Teil der (Stadt-)Bevölkerung davon zu überzeugen, dass umfangreiche CO2-Einsparungen notwendig sind. Und dafür, darin sind sich alle einig, muss jede:r einen großen Beitrag leisten. Die Rettung der Welt ist schließlich für uns alle alleine eine zu große Aufgabe. Aber wenn wir alle unseren Anteil dazu beitragen, können wir es gemeinsam schaffen.
Dies war eine gemeinsame Veranstaltung der BUND Naturschutz und LBV Kreisgruppen.
Informationen der BI Wiesengrundfreunde zur CO2-Bilanzierung